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Direktverkauf durch Andalucia Arte
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Helle Mortensen ist eine Wanderin zwischen den Welten, den geografischen und den kulturellen. In Kopenhagen geboren, studierte sie nach der Schulzeit an der Kunsthochschule in Aarhus. Sie gründete später die Kunstschule in Jütland, deren Leiter heute der bekannte Künstler Edwardo Suza aus Chile ist. Ausgedehnte Reisen führten sie durch Nordafrika, Indien und China. In dieser Zeit entwickelte sich ihr Stil, Fragmente aus fremden Ländern und aus verschiedenen Zeiten in die Bilder aufzunehmen und mit Kontrastfarben zu akzentuieren.
Ihre Bilder sprechen. Sie erzählen von Begegnungen. Begegnungen mit Menschen, mit Kulturen, mit Zeichen dieser Kulturen, mit der Mystik und Geschichte der Länder, mit Licht und Landschaften. Oft bringt sie Tütchen mit farbigem Sand aus den durchstreiften Gegenden mit, um ihn in ihren Bildern zu verarbeiten. Die in die Bilder integrierten Spuren und Zeichen setzen Assoziationen und Empfindungen für das Unbekannte frei. Es sind ruhige, ästhetische Bilder, fast meditative, doch nach längerer Betrachtung reizt es auch, das Bild mit seinen Zeichen zu entschlüsseln. So wird nicht nur das Gefühl des Betrachters angesprochen, sondern auch der Intellekt.
Es gibt eine Aufforderung in den Bildern. Helle Mortensen sagt: „Das Problem des heutigen Menschen, zwischen der Bilderwelt der Medien und der wirklichen Welt, in der wir leben, unterscheiden zu können, erfordert eine ständige Bewertung des Gesehenen, eine ständige Bewusstheit.“ Jeder kurze Film in den Nachrichtensendungen, jedes Statement, jede Reduzierung einer langen Entwicklung auf die Darstellung eines Ausschnitts, bleibt unvollkommen und betrügt die Wirklichkeit. Die Macht der Bilder, von der die Soziologen, Kriegsberichterstatter oder der Schriftsteller Nicolas Born sprechen, scheint unsere Wahrnehmungsfähigkeit zu verstümmeln. Wir sehen immer nur Fragmente! Um nicht auch fragmenthaft zu denken, müssen wir das Gesehene bewerten. Um auf diese Problematik hinzudeuten, verarbeitet Helle Mortensen Texte, Noten, Runen und anderes in ihren Bildern. Diese Zeichen wollen hinterfragt werden. Das Quadrat aus Blattgold ist eben mehr als ein Stück Glanz.
Trotz ihrer Interpretationswürdigkeit behalten Helles Mortensens Bilder eine geheimnisvolle Leichtigkeit und Ästhetik. Sie gefallen, ohne gefällig zu sein.
So war es folgerichtig, dass Helle Mortensen Ende der Achtziger Jahre endlich ihren Durchbruch hatte, vor allem auf dem skandinavischen Kunstmarkt, mit großen Ausstellungen in Kopenhagen und Aarhus, in Schweden, Norwegen und in Italien.
Künstlerisch erfolgreich, erlitt sie privat schwere Schicksalsschläge. Sie konnte eine lange Zeit nicht mehr arbeiten. Deshalb zog sie sich nach Spanien zurück, um zur Ruhe zu kommen. Sie schrieb einmal: „Ein paar Schritte aus dem Dorf, und man ist in der Natur. Ein Leben ohne Lärm. Mein Atelier liegt mitten im Dorf, die Tür immer weit zur Straße hin geöffnet. Oft stehen 2-3 Spanier da und unterhalten sich über meine Bilder oder Skulpturen, ohne mich zu stören. Es kommen auch Kinder und setzen sich auf die Treppe, und ich erzähle ihnen, was ich in meine Bilder stecke. Meist kommen sie wieder um zu schauen, wie die Bilder nachher aussehen.“
Seit 2006 lebt Helle Mortensen wieder in Dänemark
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Rede zur Ausstellung von Helle Mortensen, 17. Mai 2003, Galerie Andalusien Art
Meine Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, der alte Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe sagte einmal: „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen; darum erscheint es eine Torheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen.“ Er hat recht. Aber wer lässt sich schon von Goethe aufhalten? Als Galerist sehe ich meine eigentliche Aufgabe darin, bestimmte Kunstwerke einem Publikum zugänglich zu machen. Erklären kann man sie nur sehr bedingt. Und Bilder, wenn sie denn Kunst sind, sprechen von selbst. Ich kann aber etwas zur Künstlerin sagen: Als ich sie im letzten Sommer in Andalusien besuchte, wirkte sie etwas erschöpft und ratlos. Einen Monat zuvor hatte sie ein altes, sehr rustikales Stadthaus erworben, mit dicken Mauern aus Feldsteinen, kleinen Räumen und schmalen Stiegen, sehr urig das Ganze. Oben gab es eine Dachterrasse mit Blick über den Ort, sonnig, sehr heiß, aber ein alter Weinstock war schon bis hoch in den dritten Stock gerankt und wird noch dieses Jahr ein grünes Sonnendach ergeben, wo einem die Trauben in den Mund wachsen. Aber jetzt hatte Helle ein Problem. Eine Bettgeschichte. Genauer gesagt, sie hatte sich ein Bett gekauft, konnte dieses auch durch die Haustür zwängen, aber es passte nicht die Stiegen hinauf. – Nun liegen die Schlafzimmer in den alten spanischen Häusern immer ganz oben, also war guter Rat gefragt. Von außen über die Dachterrasse vielleicht? Auch ohne Zollstock sah man : Die Terrassentür ist zu klein - das Fenster erst recht. Wir diskutierten eine Stunde über die Vorzüge zerlegter Ikeamöbel. „Ikea gibt´s in jedem Land, nur hier nicht, diese Ignoranten“, waren wir uns einig. Die Matratze auf den Boden legen und das Gestell im Winter verheizen, war ein anderer Vorschlag – aber da hatten wir schon einige Gläser Wein intus. Helles Freund, ein Ire, schlug vor: „ Wir tauschen das Bett gegen eine doppelte Hängematte. Ist ganz toll, dann kann man im Sommer auch draußen schlafen.“ Das meinte er ernst.
Am Ende blieb nur eine Möglichkeit: Wir schafften das Bett ins Atelier, das ebenerdig liegt, einen runden großen Durchgang besitzt und keine Tür. Es ist der größte Raum des Hauses, direkt gegenüber der Küche. Den Rest kann man sich denken: Helle Mortensen wird in den folgenden Wochen äußerst produktiv. „Kaum liege ich im Bett, sehe ich wieder diese Leinwand.“ Sie steht auf und malt; sieht vom Bett aus einen Fehler im Bild, der sofort verbessert werden muss - und sie entwickelt bei nächtlichen Küchengängen Ideen, auf die sie sonst nie gekommen wäre. „Diese Ruhe, mitten in der Nacht, allein am Küchentisch...“, schwärmte sie „... leider habe ich schon 2 Kilo zugenommen, das ist das Problem.“
So ist das mit der Kunst: Manchmal entsteht sie, weil es kein Ikea gibt.
Zunächst ohne Plan Dinge tun, nicht vor dem Tun an einen verwertbaren Nutzen zu denken, die Dinge wirken zu lassen so dass andere Wege entstehen – dieses entspricht durchaus Helle Mortensens Naturell. Sie ist viel gereist, durch Indien, durch China, durch die nordafrikanischen Länder. Die verschiedenen Kulturen unmittelbar kennen zulernen und für die eigene Sicht der Welt und des Menschen nutzbar zu machen, ist eine wesentliche Grundlage ihres künstlerischen Schaffens. In fast allen Bildern entdecken wir Fragmentarisches aus der Historie und Kultur fremder Länder. Farben werden dort neu entdeckt und vor dem Bildauftrag mit farbigem Sand gemischt, den sie meist in kleinen Tütchen von den Reisen mitbringt. Insofern steckt in jedem Bild etwas sehr Authentisches.
Spuren, Mystik und Zeichen anderer Kulturen und anderer geschichtlicher Zeiten sind zu finden und setzen Assoziationen für das Unbekannte frei. Was bedeuten die Runen? Was die geritzten Spuren, deren Form wir in den Tempeln alter Kulturen wiederfinden?
Es tauchen Figuren auf, die entschlüsselt werden wollen. Figuren, keine realen oder gar individuell unterscheidbare Personen. Eher Archetypen des Menschen, in ihrer kulturübergreifenden Sinnhaftigkeit.
Ein Beispiel: (53-Bote) Eine Figur trägt einen Speer und ein Schild. Das eine dient dem Angriff, das andere dem eigenen Schutz. Beides ist im Gleichgewicht und hebt sich auf. Wie jeder Mensch zwei Seelen hat, oder Trieb und Beherrschung kennt, oder Aggression und Friedfertigkeit. Die Figur erinnert entfernt an einen Massai – der ja Krieger und Hirte zugleich ist. Die Ambivalenz des Menschen setzt sich fort in der Kleidung: reich und goldverziert die eine Seite, grob und wie in Auflösung begriffen die andere Seite. Der äußere Schein (in Form der Kleidung) lässt den Kopf (als Sitz des Denkens) klein erscheinen. Seine Form erinnert an eine Flamme. Ein Lichtkranz, ein Halbkreis wie ein Heiligenschein verbindet beide Hälften; so wird aus dem Krieger der ersten spontanen Sicht eine fast engelgleiche, harmonische Figur – Harmonie bedeutet Einklang, Gleichgewicht. Ein Bote – so der Titel des Bildes – teilt etwas mit. Hier steckt die Botschaft steckt in der Figur selbst.
(56-Wasser) Anders beim Bild 56 mit dem Titel „Wasser“. Ein Krieger, nur mit Speer- kein Schild, dass im Kampf behindern würde. Er steht da wie eine Statue in der körperlichen Haltung eines Wächters. Fest gewurzelt aber aggressionsgeneigt, vor seinem dunklen Hintergrund. Wasser, um das es geht, ist in einer großen Amphore, gesichert durch einen Zaun. Der Wächter im selben Blau hat keine andere Funktion als das Wasser zu bewachen. Die Verteilung und Verteidigung des Wassers ist in Wüstenstaaten elementar. Ohne Wasser kein Leben. Selbst Öl kann man nicht trinken. Die Herrschaft in diesen Ländern entsteht durch die Kontrolle der Wasservorkommen und der Wasserrechte. Daran hat sich seit den Zeiten der Pharaonen nichts geändert. Selbst ein reiches Land wie Saudi Arabien würde ohne Wasser zugrunde gehen. Der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israel ist nicht in erster Linie religiös bestimmt, sondern es geht um die Verteilung von Wasser in diesem trockenen Land. Die zionistische Bewegung und die Gründung des Staates Israel hat den Bedarf an Wasser gewaltig erhöht und die alte Verteilung und Nutzbarmachung grundlegend verändert. Die Bevölkerung in diesem trockenen Gebiete ist seit der Staatsgründung explosionsartig gewachsen. Ohne eine gerechte Neuordnung der Boden- und Wasserrechte wird es keinen Frieden geben.
(7-Abendsonne) Es gibt in dieser Ausstellung ein Bild, das rein biografisch begründet ist. Als Helle Mortensens Sohn mit 21 Jahren an Diabetes starb, konnte sie lange Zeit nicht arbeiten. Das erste Bild, dass sie danach malte, ist die „Abendsonne“. Ich habe vor zwei Jahren die erste Ausstellung mit Bildern von Helle Mortensen in Deutschland ausgerichtet. Dieses Bild stammt von damals. Ich fand, ich sollte es noch einmal aufhängen und möchte Ihnen die Betrachtung ans Herz legen.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit und Geduld.
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